Heike Feddern - "Das letzte Hemd" 
Samstag, 16. Oktober 2021 - Samstag, 15. Januar 2022

Virtueller Rundgang durch die Ausstellung

Die Welt ist im Umbruch. Die ungebremste Ausbeutung der Natur fordert ihren Tribut, der digitale Wandel erfasst alle Bereiche des Lebens. Die Pandemie hat die Probleme wie unter einem Brennglas noch einmal gebündelt und uns deutlich vor Augen geführt. Die Künstlerin Heike Feddern greift die Zeichen der Veränderungen auf und übersetzt die Realität in eigenwillig-surreale Bilder von märchenhafter Schönheit, die erst beim genaueren Hinschauen irritieren und nachdenklich machen. Sie klagen nicht an, aber sie lösen Wehmut aus, denn sie zeigen unwiederbringlichen Verlust und die Erinnerung an liebgewonnene, ehemalige Selbstverständlichkeiten.

 

Da tragen Affen das "letzte Hemd“: Man sieht weder Arme noch Beine, nur ihre Gesichter, gleichsam  wie Anziehpuppen mit Kleidungsstücken drapiert und zur Schau gestellt vor Fototapeten ihres ursprünglichen Lebensraumes. In einer anderen Miniserie setzt die Künstlerin fantasievolle und poetische Ideen um: Drohnenbienen und feenhafte Figuren, die in Zukunft die Bestäubung der Pflanzen übernehmen sollen, wenn es uns nicht gelingt, das Insektensterben aufzuhalten. Die Grashüpfer und Käfer wirken bei Heike Feddern nicht unbedingt wie lebende Insekten, sondern eher wie mechanisches Spielzeug, das mittels eines Schlüssels aufgezogen und zum Laufen oder Fliegen gebracht wird. Das ein oder andere Insekt wird zum Lastentier auf der neuen Seidenstraße, mit allerlei Waren beladen oder auch nur mit einem Stückchen Heimat im Gepäck.

 

Auch unsere Arbeitswelt und das kulturelle Leben verändern sich. Ein weggehängtes Bergmannshabit zeugt vom Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet. Ein verlassener Sessel mit einem aufgeschlagenen Buch und eine Bücherwand im Rücken, bei der die ersten Regale schon leer geräumt sind, lassen erahnen, dass die Tage des gedruckten Buches gezählt seien könnten. Eine Geige - Symbol für Kultur? - ist buchstäblich im Eimer. Lässt sie sich wieder zum Erklingen bringen?

 

Die Künstlerin spielt mit Gegensätzen, mit Schein und Sein, ein dekadentes Candlelight Dinner auf der Mülldeponie oder ein festliches Mahl auf der grünen Wiese, doch im Hintergrund braut sich ein Sturm zusammen. Die Apokalypse, edel verpackt. Doch kein erhobener Fingerzeig, sondern eine Ahnung, ein sonderbares Gefühl, welches uns alle beschleicht, eine Mischung aus Hoffnung und drohendem Unheil. 

Vita Heike Feddern

Stationen • Studium Kommunikations-Design an der Fachhochschule Dortmund, Studienschwerpunkt: Malerei und Illustration bei Prof. Pitt Moog, 1993 Abschluss als Diplom-Designerin, seit 1993 freischaffend tätig 

 

Auszeichnungen • 1999 Stipendiatin der Stadt Gelsenkirchen, 2020 Stipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, 2020 Stipendium für künstlerische Arbeit der Stadt Gelsenkirchen und der Stiftung der Sparkasse Gelsenkirchen 

 

Ausstellungen • Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. Museum des Landkreises Waldshut Schloss Bonndorf, E 324 Raum für Kunst München, Scheidt'sche Hallen Essen-Kettwig, Teatro Saschall Florenz, Schloss Herten, Hannover Messe Industrie, Museum Gelsenkirchen-Buer, Haus der Springmaus Bonn, BUGA Gelsenkirchen, Universität Amiens (Frankreich), Kunst-Event Dortmunder Westfalenhalle, Galerie im Kunsthof Halberstadt, Rathausgalerie Aalen, Kunstverein Süd-Sauerland Olpe

 

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